Don't Look Back in Anger – außer du warst beim Oasis-Vorverkauf dabei
Oasis sind zurück. Ja, genau jene Band, deren Brüder sich einst so innig liebten, dass sie 15 Jahre lang lieber getrennt voneinander beleidigend wurden, statt gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Nun also die große Versöhnungstournee – und was könnte diese besser einleiten als ein Ticketvorverkauf, der chaotischer verläuft als eine Familienfeier bei den Gallaghers? Denn selbstverständlich war es eine hervorragende Idee, Millionen Fans gleichzeitig auf eine Webseite zu schicken, die schon bei einem Justin-Bieber-Konzert kollabiert wäre.
Man stelle sich vor: 14 Millionen Menschen kämpfen verzweifelt um 1,4 Millionen Tickets. Das klingt nach einem fairen Verhältnis – jedenfalls für alle, die Mathematik nicht als Kernkompetenz bezeichnen würden. Ticketmaster, dieser sympathische Monopolist mit dem Charme eines schlecht gelaunten Türstehers, hatte für Fans eine ganz besondere Überraschung parat: die sogenannte "dynamische Preisgestaltung". Ein Konzept, das so genial ist wie die Idee, einen Regenschirmverleih in der Sahara zu eröffnen – nur eben deutlich lukrativer. Während also echte Fans stundenlang in virtuellen Warteschlangen hingen und sich durch Fehlermeldungen klickten, wurden Tickets plötzlich zu Preisen angeboten, die eher an eine Monatsmiete in London erinnerten als an ein Konzertticket. Wer am Ende doch noch Glück hatte, durfte erleben, wie sich der ursprüngliche Preis von gemütlichen 148 Pfund auf bis zu 355 Pfund erhöhte – ganz nach dem Motto: "Live Forever", aber bitte vorher noch schnell die Kreditkarte überziehen.
Doch damit nicht genug: Ticketmaster entschied kurzerhand, einige bereits gekaufte Tickets wieder zu stornieren. Der Grund? Angeblich wurden diese von Bots erworben. Wie beruhigend zu wissen, dass künstliche Intelligenzen nun offenbar einen besseren Musikgeschmack haben als manch echter Fan. Die betroffenen Käufer durften dann Formulare ausfüllen und hoffen – eine Erfahrung so angenehm wie ein Zahnarzttermin ohne Betäubung. Und währenddessen tauchten dieselben Tickets plötzlich auf dubiosen Zweitmarkt-Plattformen auf – natürlich zum doppelten Preis. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Natürlich meldeten sich bald auch Liam und Noel Gallagher selbst zu Wort – schließlich sind sie bekannt dafür, Probleme stets mit Ruhe und diplomatischem Geschick zu lösen. Liam twitterte gewohnt charmant: "Ticketmaster are absolute clowns", während Noel in einem Interview erklärte, das Chaos sei ihm "völlig egal", solange er bezahlt werde. Schön zu sehen, dass sich manche Dinge nie ändern: Oasis bleiben Oasis – und ihre Fans bleiben verzweifelt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Oasis sind zurück – und mit ihnen das gute alte Chaos. Vielleicht ist genau das der wahre Geist des Britpop: endlose Warteschlangen, überteuerte Tickets und enttäuschte Fans. Vielleicht gehört es einfach dazu, dass man für ein Konzertticket mehr Geld ausgibt als für einen Kurzurlaub auf Mallorca und dabei trotzdem noch dankbar sein soll. Willkommen zurück in den Neunzigern! Es bleibt nur zu hoffen, dass die Brüder Gallagher diesmal wenigstens bis zur ersten Zugabe durchhalten – sonst hat man nicht nur sein Konto geplündert, sondern auch noch eine Familientherapie finanziert. Immerhin: Irgendwie fühlt sich das alles beruhigend vertraut an – denn was wäre Oasis ohne Drama? Wahrscheinlich einfach nur Coldplay mit schlechter Laune.