ProSiebenSat.1 'lädt' ARD und ZDF zum unfreiwilligen Streaming-Kaffeeklatsch
Ach du meine Güte, was für ein Medienzirkus! Da öffnet man ahnungslos seinen Joyn-Account und - schwuppdiwupp - tummeln sich plötzlich ARD und ZDF zwischen all den ProSieben-Schmonzetten. "Tatort" kuschelt mit "Germany's Next Topmodel", und das "ZDF Magazin Royale" zwinkert frech der ":newstime" zu. Ein wahres Kuddelmuddel der Fernsehlandschaft! Aber Moment mal, wie kam's dazu? Hat ProSiebenSat.1 etwa heimlich nachts die öffentlich-rechtlichen Mediatheken gekapert? Nix da! Sie haben sie einfach "eingebettet", sagen sie. Klingt harmlos, oder? Als hätten sie den Öffis nur ein kuscheliges Plätzchen auf ihrer digitalen Couch angeboten. Doch die Öffentlich-Rechtlichen sind alles andere als begeistert von dieser unerwarteten WG-Situation. Sie stehen da wie Ochs vorm Berg, murmeln was von "kein Einvernehmen" und "wir prüfen das". Typisch deutsch eben - erst mal prüfen, dann meckern. Und ProSiebenSat.1? Die tun so unschuldig, als hätten sie nur mal eben die Fernbedienung vertauscht. "Beta-Testing" nennen sie das. Ja klar, und ich bin der Osterhase. Sie stünden in "intensivem Austausch" mit den Öffis, behaupten sie. Wahrscheinlich so intensiv wie ein Teenager mit seinen Eltern über die letzte Handyrechnung.
Das Ganze erinnert verdächtig an einen ähnlichen Coup in Österreich. Dort haben sie einfach alles in einen Topf geworfen - ORF, ServusTV, den ganzen Krempel. Ohne zu fragen, versteht sich. Einfach rein damit, wird schon passen. Und wenn jemand meckert? Dann beruft man sich eben auf irgendein EuGH-Urteil. Genial, oder? Aber Freunde, das ist alles Teil eines größeren Plans. Die Ministerpräsidenten haben gerade erst eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschlossen. Und wer hat da wohl kräftig die Lobbytrommeln gerührt? Richtig, unsere Freunde von ProSiebenSat.1. In dem Reformpapier steht tatsächlich drin, dass die Öffis mit den Privaten zusammenarbeiten sollen. "Embedding" und "Vernetzung" sind die neuen Zauberwörter. Klingt fast, als hätte ProSiebenSat.1 das selbst diktiert, oder? Nur blöd, dass diese Reformen noch gar nicht in Kraft sind. Die brauchen erst die Zustimmung aller Landtage. Und Bayern und Sachsen-Anhalt spielen gerade beleidigte Leberwurst. Die wollen erst, dass ARD und ZDF ihre Verfassungsbeschwerde wegen der Nicht-Erhöhung des Rundfunkbeitrags zurückziehen. Ach ja, Föderalismus in seiner schönsten Blüte.
Und was macht ProSiebenSat.1? Die warten nicht ab. Die machen einfach. Nach dem Motto: Lieber um Vergebung bitten als um Erlaubnis fragen. Chapeau, meine Herren, das nenne ich mal Eier aus Stahl! Also, liebe Freunde des gepflegten Medienwahnsinns, lehnt euch zurück und genießt die Show. Das wird noch lustig. Und wer weiß, vielleicht sehen wir bald Jan Böhmermann bei der "Promi Big Brother"-WG und Joko & Klaas moderieren die Tagesschau. In dieser verrückten Medienwelt ist wirklich alles möglich! Popcorn, anyone? Aber mal im Ernst, dieser ganze Medien-Hickhack hat einen tieferen Hintergrund. Es geht um die Zukunft des Fernsehens, um Streaming-Kriege und um die Frage, wer in Zukunft das Sagen hat in der deutschen Medienlandschaft. ProSiebenSat.1 will offensichtlich mehr sein als nur ein weiterer Player im Streaming-Dschungel. Sie wollen die zentrale Plattform werden, der Ort, an dem alle Inhalte zusammenlaufen. Eine Art deutsches Netflix, wenn man so will. Und die Öffentlich-Rechtlichen? Die sitzen in der Zwickmühle. Einerseits wollen sie relevant bleiben und ihre Inhalte einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen. Andererseits wollen sie ihre Unabhängigkeit bewahren und nicht zum Anhängsel eines privaten Medienkonzerns werden.
Es ist ein Tauziehen um Macht, Einfluss und Zuschauer. Und mittendrin: wir, das Publikum. Wollen wir wirklich alles an einem Ort? Oder schätzen wir die Vielfalt verschiedener Plattformen? Und was bedeutet das alles für die Qualität und Unabhängigkeit der Inhalte? Fragen über Fragen, und die Antworten sind alles andere als klar. Eines ist sicher: Dieser Medienzirkus wird uns noch eine Weile beschäftigen. Also, liebe Zuschauer, bleibt dran. Die nächste Folge dieser real-life Soap Opera kommt bestimmt. Und wer weiß, vielleicht erleben wir bald die große Versöhnung, wenn Claus Kleber und Daniel Aminati gemeinsam die Nachrichten präsentieren. In dieser verrückten Medienwelt ist wirklich alles möglich. Also, Fernseher an, Popcorn raus und Augen auf - die Show geht weiter!